Schon mal das Sprichwort „Zu viele Köche verderben den Brei“ gehört? Genau das kann auch beim Laden von Elektrofahrzeugen (EVs) passieren – zu viele Kontrollsysteme verderben das Ladeerlebnis.
Seit Inkrafttreten des §14a EnWG im Januar 2024 müssen Ladepunktbetreiber (Charge Point Operators, CPOs), Eigentümer sowie Entwicklervon Ladeinfrastruktur die Kontrolle mit Netzbetreibern teilen. Die neue Regelung erlaubt es Verteilnetzbetreibern (VNBs), die Ladelast an privaten oder halböffentlichen Ladepunkten zu begrenzen – eine Maßnahme, die besonders relevant ist, da Elektrofahrzeuge erhebliche Strommengen benötigen. Gleichzeitig erwarten Fahrer:innen, dass ihre Fahrzeuge zuverlässig und rechtzeitig vollständig geladen werden – ohne Unterbrechungen. Ohne eine klare Abstimmung zwischen den Beteiligten ist das ein Rezept für Konflikte, Ineffizienz und Frustration.
Die gute Nachricht? Wir haben eine Lösung, die Netzstabilität sichert, Ladepunkte regelkonform macht und Elektrofahrzeuge zuverlässig einsatzbereit hält.
Das Problem der parallelen Steuerung
Warum zu viele Köche das Ganze verkomplizieren? Mit §14a sind neue „Köche“, sprich Verteilnetzbetreiber (VNBs), in die Küche gekommen. Diese dürfen nun eingreifen, wenn die Suppe (also das Stromnetz) zu überkochen droht. Konkret heißt das: Netzbetreiber dürfen die Leistungsaufnahme an Ladepunkten für E-Autos (Electric Vehicles, EVs) ferngesteuert reduzieren, um lokale Netzüberlastungen zu verhindern. Im Gegenzug profitieren Betreiber von geringeren Netzentgelten – sofern sie §14a konform mitspielen.
Viele Ladepunkte setzen bereits auf intelligentes Laden oder dynamisches Lastmanagement (DLM), um Netzüberlastungen zu vermeiden, Ladevorgänge zu optimieren und Kosten zu senken – ohne Komfortverlust für die Nutzer:innen.
Mit §14a kommt nun jedoch eine zusätzliche Steuerungsebene hinzu, die das bestehende Lastprofil durcheinanderbringen kann, sofern sie nicht sauber in das vorhandene System eingebunden wird.
Zwei Steuerungsebenen, zwei Logiken
Das Management von Ladeinfrastruktur mit mehreren Steuerungsebenen führt zwangsläufig zu Konflikten. Das lokale DLM-System vor Ort kann entscheiden, dass eine Ladestation auf volle Leistung hochfährt – etwa weil das Fahrzeug in Kürze abfahren soll. Gleichzeitig kann der VNB über §14a ein LPC-Signal (Limit Power Consumption) senden – etwa eine Leistungsbegrenzung auf 22 kW – das für alle §14a-relevanten Assets gilt. Beide Systeme arbeiten dann unabhängig voneinander in unterschiedliche Richtungen, was zu schwankenden Ladeleistungen und Instabilität führen kann.
Unabgestimmte Prioritäten
Beide Steuerungsebenen verfolgen ihre eigene Logik, wenn es darum geht, wie der Strom verteilt wird. Wenn diese nicht aufeinander abgestimmt sind, entsteht Unvorhersehbarkeit – und damit ein schlechtes Nutzererlebnis. Zum Beispiel: Eine Fahrer:in will losfahren, doch das Fahrzeug ist nicht wie erwartet geladen. Das frustriert nicht nur die Fahrenden – es wird auch zum Problem für die Betreiber:innen der Ladestandorte, die im schlimmsten Fall Stammkundschaft verlieren.
Ein weiteres Risiko: Wenn beide Systeme unabhängig voneinander Leistungsgrenzen setzen, kann es zur Überkompensation kommen – also einer stärkeren Drosselung als notwendig. Dabei gelten LPC-Grenzen nur für §14a-relevante Assets, z. B. Wallboxen mit über 4,2 kW ohne eigenen Trafo, die nach dem 31.12.2023 installiert wurden. Kann ein System diese nicht von anderen Verbrauchern unterscheiden, droht eine pauschale Drosselung – unnötig und ineffizient.
Mangelnde Transparenz und komplexe Inbetriebnahme
Oft wissen Betreiber:innen von Ladeinfrastruktur nicht, welches System eine bestimmte Änderung im Ladeverhalten ausgelöst hat. Zum Beispiel: Der VNB sendet ein externes Netzsignal über die Steuerbox, während das DLM gleichzeitig eine Drosselung vornimmt.. In solchen Fällen ist kaum nachvollziehbar, welches System den Ausschlag gegeben hat. Das erschwert Monitoring, Fehlerdiagnose und Support.
Für Installateur:innen bedeutet das zusätzliche Komplexität – denn eine einzelne Steuerlogik reicht nicht mehr aus. Nun müssen zwei Steuerungspfade konfiguriert und auf die §14a-Logik abgestimmt werden. Das erhöht den Aufwand, verlängert die Inbetriebnahme und steigert das Fehlerpotenzial.
Eine überfüllte Küche
Wie man sieht, führt eine überfüllte Küche schnell zu Ineffizienz, Einbußen beim Nutzer:innenkomfort und erhöhten Risiken in Bezug auf die Einhaltung von §14a. Das kann nicht nur den Anspruch auf reduzierte Netzentgelte gefährden, sondern auch eine regulatorische Chance in eine operative Belastung verwandeln. Mit der richtigen Lösung kann §14a hingegen nicht nur zusätzliche Einnahmen generieren, sondern auch ein stabiles, sicheres Stromnetz fördern – ohne dabei die Mobilitätsbedürfnisse von E-Auto-Fahrer:innen einzuschränken.
Die Lösung: Eine vereinheitlichte Steuerungslogik mit XENON
Die Antwort auf parallele Steuerungssysteme ist nicht mehr Kontrolle, sondern intelligentere Steuerung. Mit XENON stellen Nutzer:innen sicher, dass sich §14a-Signale und DLM-Logik nicht gegenseitig blockieren, sondern optimal ineinandergreifen. Die neue Funktion zur §14a-konformen Steuerung an Ladepunkten, als Teil unseres Grid Signal Processors, macht genau das möglich.
Anstatt zwei Systeme nebeneinander laufen zu lassen, behandelt XENON §14a-Signale wie alle anderen Drosselungssignale und integriert sie in die bestehende Logik. Dadurch greift ein zentraler Entscheidungsbaum, der eine klare Priorisierung über alle Assets hinweg ermöglicht – nicht nur bei §14a-relevanten Geräten.
Sehen wir uns das in der Praxis an:
Keine Konflikte dank einer einheitlichen Logik
Mit der neuen Funktion werden LPC-Signale genauso gelesen und verarbeitet wie DLM-Signale. Sie laufen zunächst über den Energy Edge Controller (EEC) — unser lokales Steuerungsgateway, das Hardware und Software kombiniert. Der EEC, meist in Form einer vor Ort installierten gridBox, dient als Schnittstelle zwischen Netz und Energiemanagementsystem (EMS). Er empfängt Signale aus externen Quellen (wie Steuerboxen oder vom Netzbetreiber), bereitet sie vor und leitet sie an das EMS weiter. Dort werden sie ausgewertet und die jeweils passende Abregelgrenze angewendet, sodass sowohl DLM-Vorgaben als auch §14a-Beschränkungen eingehalten werden – ohne Überschneidungen oder Steuerungskonflikte.
Transparenz
Da alle Signale durch XENON laufen und zentral nachvollziehbar sind, erhalten Betreiber:innen und Support-Teams vollständige Einsicht in die Entscheidungsprozesse des Systems. Ideal für Monitoring und Diagnose.
Einfache Inbetriebnahme
CPOs müssen sich nicht mit mehreren Steuerebenen oder zusätzlicher externer Logik auseinandersetzen. Die Aktivierung von §14a ist so einfach wie das Umlegen eines Schalters in der „System Details“-Ansicht von XENON. Den Rest übernimmt das System automatisch.
Expertenwissen und Zukunftsausblick

Wie zu viele Köche den Brei verderben, können auch zu viele Steuersysteme das Laden an EV-Standorten ineffizient und fehleranfällig machen.. Eine Logik soll Netzanforderungen umsetzen, während die andere lokale Bedürfnisse berücksichtigt. Dabei gehen zentrale Funktionen oft verloren. In unserer Küchen-Analogie ist die Suppe dann teuer, aber ungenießbar. An einem Ladeort bedeutet das abgebrochene Ladevorgänge oder nicht genutzte Ladeleistung, was zu unzufriedenen Fahrer:innen und entgangenen Einnahmen führt.
Mit dem Wachstum der Elektromobilität und den zunehmend strengeren regulatorischen Vorgaben steigt der Druck auf das Stromnetz und damit auch die Notwendigkeit, Lasten flexibel und intelligent zu steuern. Mit XENON können Betreiber von Ladestellen große, komplexe, parallele Steuerstrukturen durch ein ganzheitliches System ersetzen. Die neue Funktion zur §14a-konformen Steuerung von Ladeinfrastruktur reduziert nicht nur die Komplexität, sondern behandelt regulatorische Signale genauso wie DLM-Signale und integriert sie nahtlos in die bestehende Steuerlogik.
Wie Akash Roshan, Senior Product Manager – eMobility B2B bei gridX, erklärt:„Wir fügen nicht einfach eine weitere Zutat hinzu – wir haben das Rezept neu geschrieben. Durch die Integration von §14a in XENON müssen Betreiber keine zwei getrennten Systeme mehr bjonglieren. Es ist eine zentrale Logik an einem Ort, entwickelt für die Anforderungen von heute und das Stromnetz von morgen.“